JOCHEN LEYENDECKER

Der Bildhauer Jochen Leyendecker wurde zu seiner Plastik „der alternde Held“ durch die großangelegten und teilweise spektakulären Demontageakte öffentlicher Monumente inspiriert, die durch den Niedergang des Kommunismus und die offizielle Auflösung der UDSSR initiiert wurden.

Ein kopfloser Torso, ausgehöhlt und zum Teil skelettiert, hält noch eine Schwinge wie Flagge und Flügel der Nike zugleich an einem Armansatz aufrecht. Ramponiert ist Glanz und Gloria vergangen, was bleibt, ist der Anflug einer haltlosen Geste, kurz vorm Kollaps.
Schon der Titel der Arbeit verweist darauf, dass es hier um mehr und anderes geht als nur um einen ikonoklastischen Akt, bei dem durch die bewußte Zerstörung öffentlicher Monumente in einem symbolischen Akt auch der Untergang der damit verbundenen Wertesysteme insinuiert wird.

Vielmehr reflektiert sich in dieser Arbeit, in ihrer ganzen Zerbrechlichkeit und Fragilität, die die kraftvolle Gestalt und mächtige Pose unterminiert, das unausgesetzte Bemühen des Künstlers der Leere einen Raum abzuringen, der jene fassen kann, im gleichzeitigen Wissen darum, dass jede Form eine nur vorläufige und provisorische Hilfskonstruktion ist, um der Leere Einhalt zu gebieten und sie in sich aufzunehmen.
In unzähligen Zeichnungen durchfährt der Künstler mit breiten Strichlagen immer wieder diese Leere, schafft räumliche Zusammenhänge, die die allgegenwärtige Leere einkreisen, umfangen, umhüllen und bergen, die ein Innen und ein Außen schaffen, ein Diesseits und ein Jenseits - Raum, in dem sich etwas artikulieren kann.
Die geschlossenen und trotz aller Risse, Kratzer, Zerklüftungen und Bearbeitungsspuren fast monolithischen Formen, die für die frühen Arbeiten von Jochen Leyendecker so typisch waren wie z.B. in seinen Buchplastiken oder den Gehirnarbeiten weichen in diesem unausgesetzten Prozess zunehmend aufgebrochenen, von Hohlräumen und Leerstellen durchsetzten Raumgefügen, in denen ihre Zeitlichkeit wie ein fernes Vanitas-Echo widerhallt.